April 2, 2021

Boy Chief Trading – Ein indigenes Unternehmen trotzt der Corona Krise

Boy Chief Trading findet man im Herzen von Alberta, in der Nähe von Calgary. Ein kleiner Handelsposten, der sich darauf spezialisiert hat, indigene Kunsthandwerke zu verkaufen. Doch auch Boy Chief Trading spürte die Auswirkungen von Corona und den darauf folgenden Lockdown. In diesem Artikel erzähle ich Ihnen die Geschichte hinter den farbenfrohen Wolldecken, den Namensgeber Boy Chief und die Erfolgsgeschichte trotz Pandemie.

Online Shop rettet indigenen Einzelhandel

Online-Shopping ist auf dem Vormarsch, nicht auf dem Vormarsch, es ist angekommen. Als die lokalen Geschäfte wegen der Pandemie im Jahr 2020 ihre Läden schließen mussten, wurde E-Commerce zu einer der sichersten Möglichkeiten des Handels. Amazon als Spitzenreiter kennen wir alle, aber viel interessanter sind doch die kleinen Unternehmen die diesen Wandel gemeistert haben. Das letzte Mal habe ich drei indigene Start-Ups vorgestellt, die trotz der Pandemie ihre Geschäfte weiterführen (Indigene Start Ups in Zeiten von Corona). Heute möchte ich ein weiteres Unternehmen vorstellen, das den Sprung geschafft hat. 

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Boy Chief Trading Wolldecken (Bild: boychieftrading.com)

Der Name zu Ehren des Urgroßvaters Häuptling Boy Chief  

Angesiedelt am Handelsposten bei Highway 901, etwa 55 Kilometer östlich von Calgary. Boy Chief Trading ist ein Unternehmen, das 2017 von Darryl McDonald und Mona Royal gegründet. 

Beide, Darryl und Mona, verkaufen Kunst und Kunsthandwerk, das von einheimischen Künstlern geschaffen wurde. Sie können Kunst, Schmuck und viele andere Dinge wie Decken in ihrem Laden finden. Die geometrischen Muster auf den Decken aus Wolle werden traditionell hergestellt, um historische oder kulturell bedeutsame Ereignisse aus der Geschichte der Ureinwohner darzustellen. Die neue Deckenkollektion von Boy Chief Trading soll den Pioniergeist des Blackfoot-Volkes zeigen. Die Designs und Farben wollen uralte Traditionen widerspiegeln und sind gemacht, um an die große Kultur der Blackfoot zu erinnern. Wie so viele indigene Völker auf der ganzen Welt möchte auch Boy Chief Trading dazu beitragen, die kulturelle Vielfalt am Leben zu erhalten. 

Darryl und Mona haben ihr Unternehmen nach Boy Chief benannt, um die Erinnerung an ihren Urgroßvater zu bewahren. Er war ein wahrer Anführer und ein Medizinmann. 

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Häuptling Boy Chief auf seinem Pferd (Bild: Blackfoot Nation zvg.)

Der Häuptling Boy Chief war der am meisten fotografierte Blackfoot seiner Zeit. Er war ein wahrer Botschafter und ein sehr erfolgreicher Geschäftsmann, in seinem Gebiet des Pferdehandels. Boy Chief besaß die größte Herde an Pferden im Süden von Alberta. Um Boy Chief zu ehren, hat Boy Chief Trading Farben, wie Kohl- Schwarz, Ocker-Rot und Buffalo-Gras-Grün entwickelt. Boy Chief Trading möchte seine Geschichte wahren und ehren. 

Diese Decken wollen wir uns näher ansehen:

Decken, die man bei Boy Chief kauft, sind nicht nur irgendwelche Decken, sondern ein Stück Geschichte. Wie sie versuchen, ihr Konzept zu erklären, erzählte Darryl McDonald in einem Interview mit CTV News:

„Was wir versuchen zu tun, ist, unsere Geschichte wiederherzustellen. Und wir wollen, dass jeder sie kennt...“

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Eingehüllt in traditioneller Wolldecke (Bild: Blackfoot Nation zvg.)

Wenn man eine Decke von Boy Chief kauft, so soll nachdem man die Schachtel geöffnet hat, sich ebenso ein Stück Geschichte öffnen. Mit jedem Kauf einer Decke soll ein Stück Familiengeschichte weitergegeben werden. 

Die Arbeit die Mona und Darryl leisten, macht sich bezahlt. Die Decken sind farbenfroh und zeigen die stolze Kultur der Blackfoot. 

Blackfoot-Kultur

Kainai, Piikani und Siksika sind drei indigene Völker, die sich selbst als Blackfoot oder Siksikaitsitapi bezeichnen. Die Blackfoot nennen sich selbst Niitsitapi, was soviel bedeutet wie „das wahre Volk“. Ihr traditionelles Gebiet umfasste Teile des North Saskatchewan River in Alberta bis zum Yellowstone River im Bundesstaat Montana. Ihr Jagdgebiet waren die Bisongebiete im Süden von Alberta und im Norden von Montana. 

Hier eine kleine Karte, die das traditionelle Gebiet der Blackfoot zeigt:

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(Bild: thecanadianencyclopedia.ca)

Im Norden lebten die North Blackfoot, die entlang des North Saskatchewan Rivers lagerten. Im Süden waren die South Blackfoot, die das Land bis zum Missouri River schützten. Die Middle Blackfoot waren für alle Ländereien zwischen den Rocky Mountains und den Cypress Hills zuständig.

Das Volk der Blackfoot und die Bisonjagd

Die traditionelle Blackfoot-Kultur basiert auf der Bisonjagd. Der Bison hatte einen großen Anteil an der Lebensweise, Ernährung und Kultur. So erzählt Mona Royal, Gründerin von Boy Chief Trading, die Geschichte ihres Großvaters Diese Geschichte findet sich in einem Design der beliebten Wolldecke wieder.

Ihr Großvater erzählte ihr die Geschichte vom nahen Aussterben der Büffel in ihrem Reservat. Drei Männer bemerkten, dass der Anblick der Büffel immer seltener wurde. Also beschlossen sie, in die USA zu gehen, in das Falt Indianerreservat, in der Nähe des Missouri Rivers, und drei weibliche und drei männliche Büffel zu kaufen, und sie nahmen es auf sich, die Tiere nach Alberta zu bringen. 

Auf dieser Decke sind drei Bisons abgebildet, die jeweils einen der drei Männer repräsentieren, die in den Süden gingen, um den Kauf der Bisons zu tätigen. 

Jeder Bison hat vier Punkte, diese repräsentieren die beiden Zuchtpaare, die sie nach Kanada zurückgebracht wurden, um die Bison Population zu retten. 

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Wolldecke mit drei Bisons. (Bild: boychieftrading.com)

Online-Geschäft trotz Pandemie

Als sich die Pandemie ausbreitete, wurden Geschäfte weltweit geschlossen und die Menschen konnten nicht mehr physisch Einkaufen gehen. Die Geschäfte hatten zu kämpfen, so auch Boy Chief Trading, aber Mona und Darryl schafften den Übergang vom lokalen Geschäft zum Online-Shopping und das Geschäft begann zu boomen.
Jetzt versenden sie ihre Decken und Kunsthandwerke weltweit und verkaufen Decken auch nach Europa und in den Rest der Welt. Mona und Darryl sind stolz den Sprung geschafft zu haben und versenden 30 bis 40 Kisten pro Tag in die Welt.


Zur Autorin:

Petra Gröblinger, BA, studierte Publizistik- und Kommunikationswissenschaften an der Universität Wien. Gleichberechtigung und Diskriminierung sind Themen, die sie sehr interessieren und denen Sie ihre Bachelorarbeit gewidmet hat.  Seit Sommer 2020 beim Arbeitskreis Indianer Nordamerikas, möchte sie positive Inhalte einbringen

arbeitskreis-indianer.at