Oktober 11, 2020

Buffalo Field Campaign – Beschützer der letzten Bisons

Seit über 25 Jahren setzt sich die Buffalo Field Campaign für den Schutz, Erhalt und die Ausweitung des Lebensraums von Amerikas letzten Wildbisons ein. Aktuell sind die Bisons wieder stark gefährdet.

4.000 Stück von Amerika’s größtem Landsäugetier haben im Yellowstone Nationalpark ihr letztes Refugium gefunden. Da die jährliche Reproduktionszahlen der Bisons bei 25% der Gesamtpopulation liegt, würde sich ihre Anzahl auf natürliche Art und Weise auch weiter steigern und erholen. Der Grund, warum sich die überschaubar geringe Bisonpopulation nicht vermehren kann, ist der Eingriff durch Menschen. 

Bisons gegen Rancher - ein ungleicher Kampf

Die natürliche Entwicklung der Bisons steht im Widerspruch mit den Interessen von Ranchern, welche sich das Vorrecht auf öffentlichen Freiflächen des Bundesstaatsgebiets von Montana rund um die Parkgrenzen für das Grasen ihrer Rinderherden vorbehalten möchten.

Das Department of Livestock (Viehzuchtbehörde), welches im Interesse der Rancher agiert, verhindert die organische Ausbreitung der Bisons auf ihre evolutionär ursprüngliche Heimat, die großen Plains und Prärien des Westens. Dies geschieht  durch Abschlachtung und Bejagung der Bisons außerhalb der Parkgrenzen. Es werden entlang der Parkgrenzen Fallen aufgestellt und jedes Jahr Bisons damit abgefangen und zur Schlachtung geschickt.

Diese Dynamik wird mit dem Argument der Brucellose-Ansteckungsgefahr für Rinder gerechtfertigt, die eine mögliche Verbreitung durch Bisons annimmt. De Facto ist dies aber nur ein Vorwand, um ökonomische Interessen der Rinderbarone zu wahren. Wapiti Hirsche tragen die Krankheit bereits seit Jahrzehnten in sich, sind jedoch wegen der beliebten Wapiti-Jagd überall in Montana geduldet. Darüber hinaus kam es außerhalb von Labors noch nie nachweisbar zu einer Ansteckung von Rindern durch Wildbisons

Durch politischen Lobbyismus ist es den Vertretern der Rinderrancher gelungen, sogar die Nationalparkverwaltung und die lokale Fish and Game Agency (Wildtierbehörde) in ein Management-Abkommen zu drängen, dem sogenannten “Interagency Bison Management Plan”, kurz IBMP, welcher von dem Department of Livestock als tongebende Institution dominiert wird. 

Greenwashing mit indigenen Jagdrechten 

Als "Greenwashing" der strukturellen Abschlachtung von Wildbisons wurden vor circa 10 Jahren auch indigene Stämme mit historischen Jagdrechten in der Region eingeladen, ihre traditionelle Jagd auf Bisons in speziellen Zonen außerhalb der Parkgrenzen wieder aufzunehmen. Damit wollte man zusätzlich sicherstellen, dass tatsächlich kein Bison lebend dem Park entkommt

Die traditionelle indigene Jagd wurde somit fremdbestimmt und im Interesse der Viehzüchter instrumentalisiert. Die jeweiligen Stämme sind sich dem Kontext und ihrer Rolle aber mittlerweile bewusst geworden und arbeiten zurzeit an der Einklage ihrer traditionellen Jagdrechte, welche durch den IBMP tatsächlich stark eingeschränkt und beschnitten werden. Die volle Anerkennung der Jagdrechte würde auch eine Ausbreitung der Bisons außerhalb der Parkgrenzen auf dem Gerichtsweg (spätestens beim US Supreme Court) erwirken können, wogegen die Rinderlobby sich bisher seit Jahrzehnten mit allen Mitteln erfolgreich in den Weg gestellt hat.

Quarantäne und Domestizierung der Wild-Bisons geplant

Zeitgleich versucht nun das Department of Livestock einen letzten großen Affront auf die Wildbisons zu forcieren: eine zweijährige Quarantäne (auf Bucellose) negativ getesteter eingefangener Bisons, um durch Anfütterung und Gefangenhaltung die letzten Wilden ihrer Art sukzessive zu domestizieren

Dies hätte katastrophale Folgen für die Weitergabe kulturellen Knowhows, den unversehrten Genpool, sowie das Verhalten der Herden. Damit würde die Überlebenschancen der Bisons in den harten Wintern in dem über 2.400 Meter liegenden Parkgebiet Yellowstones weiter geschmälert werden.

Buffalo Field Campaign mit indigenen Allianzen für die Bisons

Für Mike Mease, Gründer der Buffalo Field Campaign, ist der derzeitige Umgang mit den letzten Wildbisons absolut inakzeptabel und artentfremdend. Die Buffalo Field Campaign unterstützt und bestärkt die Bildung indigener Allianzen bei der umfassenden Anerkennung ihrer historisch vertraglich zugestandenen Jagdrechte. Auf umweltrechtlicher und politischer Ebene fordert sie, dass die letzten frei lebenden Wildbisons unter Schutz gestellt werden, die aufgrund der geringen Stückzahlen genetisch stark gefährdet sind. 

In der "Digital Roadshow” erklärt Gründer Mike Mease die Problematik und die Arbeit der Buffalo Field Campaign und er gewährt Einblicke in die Infrastruktur in Montana, die zukünftige Volunteers erwartet. 

Die Buffalo Field Campaign sucht aktuell Freiwillige!

Die Volunteers der Buffalo Field Campaign sind während der kritischen Wintersaison tagtäglich im Feld unterwegs, um die Bisons vor Misshandlung und Abschlachtung durch das Department of Livestock und kooperierenden Einheiten zu schützen. Im Sommer leistet diese Gruppe engagierter Freiwilliger Aufklärungsarbeit gegenüber Besucherinnen und Besuchern des Yellowstone Nationalparks.

Für die kommende Saison sucht die Buffalo Field Campaign noch dringend nach Volunteers, die sie bei ihren Aktionen tatkräftig unterstützen. Für die An- und Abreise ist selbst Sorge zu tragen, dafür ist für Kost und Logis vor Ort gesorgt.

Mit einem B1/B2 (Business/Touristen) Visum können sich Österreicher und Deutsche bis zu einem Jahr legal in den USA aufhalten (sonst mit einem normalen ESTA Visa bis zu 3 Monaten) und bei der Kampagne mitarbeiten.

Bei Interesse kann man sich unter www.buffalofieldcampaign.org dafür registrieren bzw. bewerben. Für genauere Details bzw. Hilfestellungen zum Anmeldeprozess steht gerne Georg Bergthaler, Mitglied des Arbeitskreises Indianer Nordamerikas, unter 0680 1166658 oder georg.bergthaler@gmail.com zur Verfügung. 


Über den Autor:

Georg Bergthaler, MA
studierte Kulturanthropologie in Wien. 2018/19 war er zusammen mit seiner Ehefrau Mackenzie über die Wintermonate als Volunteer im Aktivisten-Lager der Buffalo Field Campaign am Hebgen Lake in Montana (Die Buffalo Field Campaign (BFC) und die letzten freilebenden Bisons).

Georg und Mackenzie führen ein “Wildniszentrums" im Herzen der Wiener Alpen in Naßwald, wo sie Workshops zu Bushcraft (volkskundliches Handwerk) und indigenen Lebensweisen abhalten, sowie geführte Wildwassertouren mit dem Kanu oder Raft, Wanderungen mit Hunden und Kurse im Axtwerfen, Wildnistrekking bzw. -navigieren anbieten. (www.wildnasswald.at)

Mehr Infos:
Webseite der Buffalo Field Campaign: https://www.buffalofieldcampaign.org
Digital Roadshow der Buffalo Field Campaign: https://vimeo.com/463366141
Georg Bergthaler schreibt über seine Arbeit als Volunteer der Buffalo Field Campaign: Die Buffalo Field Campaign (BFC) und die letzten freilebenden Bisons
WILD NASSWALD – Wildnis Zentrum Nasswald: www.wildnasswald.at

Bildmaterial:
Buffalo Field Campaign und Georg Bergthaler