Die COVID-19-Pandemie nimmt auch in den USA immer größere Ausmaße an. Obwohl die nationale Regierung Anstrengungen unternimmt den wirtschaftlichen Schaden gering zu halten, verbreitet sich das Virus mit ungehemmter Kraft. Besonders betroffen sind dabei indigene Reservate und Lebensräume.
Die untenstehende Grafik zeigt wie sich der Ausbruch der COVID-19-Pandemie in den Regionen des Gesundheitssystems der indigenen Bevölkerung in den USA entwickelt hat. Dabei wurden die Zahlen der durchgeführten Testungen herangezogen.
Deutlich ist, dass die Zahl der Testungen im Gebiet der Navajo Nation überproportional hoch ist. Man könnte annehmen, dass dies mit vermehrten Anstrengungen zur Auffindung infizierter Personen zusammenhängt. Traurigerweise, spiegelt dieser Wert aber nur die überdurchschnittliche hohe Zahl an Erkrankten im Gebiet der Navajo Nation wieder.
Der Independent weist in einem Artikel von letzter Woche darauf hin, dass nur 4 Bundesstaaten an der US-Ostküste eine ähnlich hohe Zahl an Erkrankten haben, während sich die Navajo Nation überhaupt nicht in der Nähe dieser Bundesstaaten befindet.
Das Indian Health System der USA
Aus Gründen der Datensicherheit und Konsistenz wurden für diese Grafiken nur Daten genutzt, die vom IHS, vom Gesundheitssystem der indigenen Bevölkerung der USA, zur Verfügung gestellt wurden. Die Karte zeigt dabei wie das IHS das Land in verschiedene operative Regionen einteilt die zum Großteil mit tatsächlichen bundesstaatlichen Grenzen übereinstimmen. Zur Vorsicht muss jedoch auch noch erwähnt werden, dass lediglich rund zwei Drittel der Indigenen auch KlientInnen des IHS sind.
Der Grund für die erschreckend hohe Anzahl von infizierten Personen der Navajo Nation (mehr als 3000 auf rund 350.000 Bewohner) hat zum einen mit einigen unglücklichen Zufällen zu Beginn des Ausbruchs zu tun. So wurde noch Anfang März ein großer Gottesdienst im Stammesgebiet abgehalten, bei dem sich scheinbar ein relevanter Teil der Bevölkerung angesteckt hat. Außerdem führten fehlende Ausgangsbeschränkungen auch zu einer raschen Verbreitung. Einschränkungen die jetzt mühsam umgesetzt werden müssen. Die Regierung der Navajo Nation setzt dabei vor allem auf Ausgangsbeschränkungen während der Wochenenden um die eigene Wirtschaft nicht zu sehr zu belasten.
Ein anderer, sehr relevanter Faktor ist jedoch auch die jahrelange Vernachlässigung der indigenen Nationen durch die Bundesregierung im Bereich der Gesundheitsversorgung. Selbst zugesagte Hilfsgelder brauchen erheblich länger um in den Selbstverwaltungen anzukommen und machen es notwendig dass die Stämme auf eigene Spendensammlungen zurückgreifen. Die grassierende Armut und die fortgesetzte Ausbeutung und Zerstörung indigenen Landes verschärfen die Lage nur noch mehr.
Ein Vergleich mit der US-Gesamtbevölkerung in der obenstehenden Grafik zeigt dass die meisten Gebiete mit indigener Bevölkerung gleichauf mit dem Rest des Landes liegen oder meist sogar bessere Werte zeigen. Dabei darf aber nicht auf die Navajo Nation vergessen werden. Während für die meisten Areale die Skala bei 50 Erkrankten pro 10.000 Einwohner endet weißt die Navajo Nation einen erschreckenden Schnitt von 112(!) Erkrankten pro 10.000 Registrierten im Gesundheitssystem auf. Ein weit höherer Wert als in jeder anderen Region. Die COVID-19-Pandemie lastet dadurch als noch schwerere Bürde auf der indigenen Bevölkerung der Navajo Nation.
anb