Dezember 6, 2020

Der Arbeitskreis Indianer Nordamerikas – Weil’s uns ned wuascht is!

Der Bau von nichtrechtmäßigen Pipelines, verschollene und ermordete indigene Frauen, das Nichteinhalten von Fischereirechten, systemischer Rassismus – das ist nur ein kleiner Auszug von drückenden Angelegenheiten, bei denen die Rechte von Indigenen in Nordamerika verletzt werden.

Der Arbeitskreis Indianer Nordamerikas, kurz AKIN, hat es sich in Österreich zur Aufgabe gemacht, über Menschenrechtsverletzungen an Indianern in den USA und Kanada aufzuklären und indigene Völker bei der Durchsetzung ihrer Rechte zu unterstützen. 

Wer wir sind

Der Arbeitskreis ist ein Verein, eine NGO (Non-Government-Organisation), die regierungsunabhängig gemeinnützige Arbeit verfolgt.

Wir sind ausschließlich ehrenamtliche Mitglieder, die sich für die Verbesserung der Situation von indigenen Völkern in Nordamerika engagieren.

Wesentlich hierbei ist unser persönlicher Kontakt und unsere direkte Zusammenarbeit mit Indigenen, die uns von den gegenwärtigen Problemen und Missständen berichten.

Wir werden nur auf konkretes Ersuchen oder nach Rücksprache mit Indigenen aktiv. Unser Ziel ist die langfristige Aufrechterhaltung, Durchsetzung und Verbesserung der Menschenrechte für indigene Völker. Die besondere Aufmerksamkeit gilt dabei der Verteidigung ihres kollektiven Selbstbestimmungsrechts

Mitglieder des Arbeitskreises bei einem Infostand

Alle, denen die Rechte von Indianern ein Anliegen ist, können der Gruppe beitreten und die Menschenrechtsarbeit durch die eigenen Stärken und Fähigkeiten unterstützen. Unser Entscheidungsfindungsprozess kann manchmal langwierig sein, aber das gemeinsame kollegiale Arbeiten ist das, was uns als Gruppe ausmacht und zusammenhält. 

Wie wir arbeiten 

(Fast) jeden Montag treffen wir uns als Gruppe, um uns über die verschiedenen Themen und Projekte auszutauschen.

Beispielsweise wird zurzeit an der Rückgabe des "Hairshirts" gearbeitet. Das Hairshirt ist ein zeremonielles prachtvolles Kleidungsstück, ein Familienerbe des Rosebud Lakota Indianers Duane Hollow Horn Bear, Urenkel des ursprünglichen Eigentümers Chief Hollow How Bear. Duane setzt sich für die Rückgabe des Hairshirts seines Urgroßvaters an sein Volk vom Weltkulturen Museum in Frankfurt ein. Das Shirt hat einen wichtigen spirituellen Wert für die Lakota, das auch zu ihrer Identität beiträgt. 

Duane Hollow Horn Bear mit Ehefrau und Enkel beim Besuch im Weltkulturen Museum in Frankfurt

Der Arbeitskreis wurde hierbei von Duane Hollow Horn Bear um Unterstützung gebeten. Sein Anliegen wurde konkret unter anderem durch Briefe der „European Alliance for the Self-Determination of Indigenous Peoples“ unter der Federführung des Arbeitskreises an das Weltkulturen Museum in Frankfurt mit der Forderung der Rückgabe des Hairshirts gesendet. Um diesen rechtlich nicht einfachen Prozess formal unterstützen zu können, wurde vom Arbeitskreis unter anderem auch eine Vollmacht von Duane Hollow Horn Bear eingeholt. Unsere Unterstützung basiert auf dem Hintergrund, das Volk der Lakota auf der Rosebud Reservation bei ihren Rechten und Anliegen zu unterstützen.

Und genau darum geht es beim Arbeitskreis. Es geht nicht um das Besserwissen eines Europäers, der die Situation der Indianer basierend auf seinen Ideen verbessern will, sondern um die Unterstützung der Indianer nach ihrem Bedarf und Zweckmäßigkeit. Unser Ziel ist die Unterstützung der Rechte der Indianer in Nordamerika, nicht das Durchsetzen unserer Ideen. Neue Projekte oder Kampagnen werden auf Ersuchen und in Koordination mit indigenen Völkern durchgeführt. Wir sehen uns als Vermittler und bieten den von uns unterstützen Indigenen eine Plattform, ohne uns in den Vordergrund zu stellen.

Warum der Begriff „Indianer“?

Obwohl er nicht unumstritten ist und wir uns selbst nicht unbedingt damit identifizieren, verwenden wir aus folgenden Gründen in manchen Zusammenhängen nach wie vor den Begriff „Indianer“: 

  • Der korrekte Terminus „indigene Völker Nordamerikas“ würde von einem Großteil der Menschen, die sich nicht wie wir ständig damit beschäftigen, nicht verstanden werden, und wir würden sie damit nicht erreichen. 
  • Der Begriff „Indianer“ hat speziell auch im deutschsprachigen Raum im Gegensatz zu Nord- und Südamerika eine positive Konnotation.
  • Darüber hinaus haben auch die meisten „Indianer“ mit dem Begriff kein Problem, ein wesentlicher Teil der indigenen Völker Nordamerikas in den USA bezeichnet sich bzw. ihr Reservat als „Indian“, z.B. Blackfoot Indian Reservation, auch die nationale Interessensvertretung in den USA nennt sich „National Congress of American Indians“, aber auch die Bewegung American Indian Movement, kurz AIM hat "Indian" im Titel.

Was wir machen 

Um Indigene in Nordamerika nach ihrem Bedarf bei ihren Rechten zu unterstützen, macht der Arbeitskreis unter anderem politische Arbeit.

Unsere Unterstützungsarbeit sehen wir auch in der Weitergabe von Informationen an die allgemeine Öffentlichkeit in Europa. Das tun wir, indem wir über die derzeitigen Lebensbedingungen sowie Verletzungen der Rechte von Indigener Völker aufklären.

Unsere Öffentlichkeitsarbeit beschränkt sich nicht auf unseren Online-Auftritt auf Homepage www.arbeitskreis-indianer.at und der unserer Facebookseite, oder durch Informationsstände. Auch Veranstaltungen mit Indigenen, so zum Beispiel Vorträge, Lesungen, Konzerte und Filmvorstellungen werden organisiert. 

Aufruf der Buffalo Field Campaign zur Unterstützung durch Freiwillige

Hierzu zählen unter anderem die Vorträge über die Buffalo Field Campaign. Die Buffalo Field Campaign ist eine Organisation, die sich für den Schutz, Erhalt und die Ausweitung des Lebensraums der gefährdeten letzten Wildbisonherden im Yellowstone-Gebiet, USA, einsetzt. 

In der Filmvorführung von Jackie Hookimaw-Witts Film „Kiskenamahagewin (The Way of Learning)“ wurde über die negativen Folgen von Kolonisation und Assimilation und deren Auswirkungen auf indigene Jugendliche aufmerksam gemacht.

Des Weiteren wird mit Presseaussendungen und Sendereihen für den Rundfunk ein Beitrag geleistet. So fanden etwa unsere Presseaussendungen zum massiven Protest der Indigenen gegen den Bau der Dakota Access Pipeline in Norddakota, welche jedoch nun unter dem Missouri durchführt und Trinkwasser nicht nur für Indigene gefährdet, in den Medien ihren Niederschlag.

Wo wir arbeiten

Wir arbeiten als Arbeitskreis zwar grundsätzlich von Österreich aus, sind aber mit anderen, ähnlich arbeitenden europäischen NGOs vernetzt.

Um international, wie beispielsweise bei der Teilnahme an UN-Konferenzen, schlagkräftiger auftreten zu können, wird zurzeit am Aufbau der „European Alliance for the Self-Determination of Indigenous Peoples“ gearbeitet. Damit wird eine transnationale NGO in Europa, die sich insbesondere für die kollektiven Rechte indigener Völker engagiert, eingerichtet. Einerseits haben wird dadurch bei internationalen Organisationen eine gewichtigere Stimme, andererseits wollen wir über diese NGO indigenen Vertretern, die keine NGO hinter sich haben, durch deren Akkreditierung ihre formale Teilnahme an UN-Gremien und -Sitzungen ermöglichen.

Warum wir das machen 

Unsere Priorität ist die Unterstützung von indigenen Völkern in Nordamerika bezüglich der langfristigen Aufrechterhaltung, Durchsetzung und Verbesserung ihrer Menschenrechte. Die Verteidigung ihres Selbstbestimmungsrechts ist für uns dabei von höchster Relevanz.

Diese Menschenrechtsverletzungen stehen für Indianer leider an der Tagesordnung. Jeden Tag müssen indigene Völker für ihre Rechte kämpfen. 

Unterstützung des Aufrufs von Stefan Yazzie zur Hilfe anlässlich der COVID-19-Krise in der Navajo Nation 

Auf internationaler Ebene sind Indigene Völker die am wenigsten repräsentierte Gruppe, da sie keine eigenen Staaten bilden. Es gilt die Öffentlichkeit in Europa, deren Geschichte genauso zur gegenwärtigen Situation der Indianer beigetragen hat, über die Missstände aufzuklären und mit einer moralischen Unterstützung aus Europa die Arbeit von indigenen Völkern zu stärken.

Warum wir das machen? – Weil’s uns ned wuascht is!

Sarah Mayer


Zur Autorin:

Sarah Mayer, Studentin der Politikwissenschaften in Wien, hatte ihr zweimonatiges Praktikum beim Arbeitskreis Indianer Nordamerikas im Herbst 2020 absolviert.
Ihr Aufgabengebiet als Praktikantin war die Administrierung unseres Facebook-Accounts, Unterstützung bei Recherche-Aufgaben und bei der Öffentlichkeitsarbeit. In dieser Zeit hat sie nicht nur hervorragende professionelle Arbeit geleistet, sondern auch Einblick in unsere Arbeit und in unsere Arbeitsweise erhalten.