März 28, 2010

„Hollywood Stars am Himmel des Permanent Forums“ – echtes Engagement der Stars?

von Gawan Maringer und Michaela Mayer

Was haben Indigene, der Regisseur James Cameron und die Schauspielerin
Sigourney Weaver mit Aliens zu tun? Gut. Sigourney Weaver ist ein klarer Fall – aber
Indigene Völker?

Um diese Frage zu beantworten gesellten sich die beiden Hollywood Stars im Rahmen
des Permanent Forums nach New York. Interessanterweise waren die Indigenen nicht
nur wegen der Autogrammmöglichkeit begeistert.

Grund für dieses außergewöhnliche Zusammenkommen ist der letzte Oscar–nominierte
Filmstreifen von Regisseur James Cameron „Avatar“. Die Geschichte ist schnell erzählt:

Die Menschen suchen auf dem Planeten „Pandora“ nach neuen Energiequellen. Pandora ist
jedoch nicht unbewohnt, sondern von den blauen, außerirdischen „Ureinwohnern“, den
„Na’vi“ bevölkert, welche die Ausbeutung ihres Landes – ihrer Existenzgrundlage – nicht
hinnehmen wollen. Der Konflikt ist vorprogrammiert (bezüglich einer genaueren Diskussion zum Filminhalt verweisen wir auf die Coyote Ausgabe Nr. 85 vom Frühjahr 2010).

Zumindest den informierten Coyote-LeserInnen müsste dieses Thema bekannt erscheinen: insbesondere Indigene Völker waren und sind von massiver Ressourcenausbeutung und Landenteignungen auf ihren Territorien betroffen.
Obwohl ursprünglich von James Cameron nicht direkt beabsichtigt, identifizierten sich viele Indigene mit dem „Schicksal“ der„Na’vi“. Das darauf folgende Ansuchen einiger Indigener um seine Unterstützung öffnete dem Regisseur die Augen: Die Bedrohung der „Na’vi“ ist verblüffend real und spiegelt sich in den gegenwärtigen Konflikten vieler Indigener Völker auf unterschiedlichste Weise wider.

Spezieller Anlass für James Camerons und Sigourney Weavers Präsenz im Rahmen des
Permanent Forums ist ihr Engagement gegen das brasilianische Staudammprojekt „Belo
Monte“ im Amazonasgebiet. Es stellt weltweit eines der größten seiner Art dar und ist seit Jahrzehnten heiß umstritten.

Die Konsequenzen des fertigen Staudamms wären verheerend: Das ökologische und soziale
Gefüge eines riesigen Gebietes des Amazonas würde massiv bedroht und zerstört.
Einerseits werden 500 km² Landmasse geflutet und ist somit dem „Untergang geweiht“,
andererseits bewirkt die Reglementierung des Flusses die Austrocknung eines riesigen
Seitenarmes des Amazonas. Insbesondere die Indigenen Völker hätten am meisten unter
den Folgen zu leiden: Die Kayapó wären beispielsweise ihrer wichtigsten Lebensgrundlage
beraubt, die Juruna müssten sogar zwangsumgesiedelt werden.

Durch einen Besuch des Hollywood-Teams im betroffenen Gebiet realisierte sich die
Problematik zusehends: die existentielle Relevanz des Flusses ist durchaus vergleichbar mit der Bedeutung des Lebensbaums der Na’vi.

Im Zuge einer Podiumsdiskussion mit renommierten indigenen RepräsentantInnen zeigte
James Cameron Emotionen und ehrliche Bereitschaft sich für Indigene Völker einzusetzen.
Angeregt durch den betroffenen indigenen Experten George Poitras bekannte er sich neben seinem Engagement bezüglich „Belo Monte“ klar zur Unterstützung gegen die desaströse Erdölgewinnung mittels Teersandextraktion in seinem Heimatland Kanada. Belohnt wurden seine Worte, denen hoffentlich bald Taten folgen werden, durch Zuwendungen in Form von diversen Geschenken und starken Gefühlen der Dankbarkeit seitens der Indigenen; diese Wertschätzung sei ihm wesentlich wichtiger als jeder Auszeichnung inklusive des (nicht bekommenen) Regie-Oscars für „Avatar“.

Eine weitere Aktion im „Rampenlicht“ war Sigourney Weavers medienwirksame Teilnahme an der Demonstration gegen Staudammprojekte auf indigenem Territorium. Ein Höhepunkt stellte die offizielle, von Indigenen durchgeführte Übergabe eines von über 200 NGO’s unterzeichneten Protestpamphlets gegen „Belo Monte“ an die brasilianischen Botschaft dar.

Von Fotographen und Videokameras umringt, bekundete sie wieder und wieder die
Ineffizienz des Staudammprojekts hinsichtlich der Energiegewinnung und dessen
schwerwiegende Konsequenzen für die Indigenen Völker. Brasilien solle nicht dem negativen Beispiel seiner nördlichen Nachbarn folgen, sondern stattdessen eine Führungsrolle nachhaltiger Umwelt- und Menschenrechtspolitik einnehmen.
Wie auch immer man zu dem Blockbuster „Avatar“ stehen möchte, die Emotionen wie auch das Engagement der beiden Prominenten wirkten trotz ihrer Berufssparte sehr real und nicht einstudiert. Ob durch jene schönen Worte auch Konkretes erreicht wird, bleibt spannend.

Eins ist jedoch gewiss: „Avatar – Teil 2“ wird es definitiv geben. Der renommierte langjährige Aktivist und Journalist Kenneth Deer stellt schon folgende Prognose für eine realitätsnahe Umsetzung des Filminhalts: Das Territorium der Na’vi wird durch die Weißen beschlagnahmt, die Na’vi Bevölkerung durch Pocken infiziert, missioniert und alkoholisiert. Und das alles in 3-D?!