von Mike Austin
Abriss von Geschichte und Kultur der Apachen
Laut unseren Geschichtsbüchern sind die Vorfahren der Apachen vor ca. 10 000 Jahren in Amerika eingewandert. Die heutigen Apachen leben vorwiegend im Südwesten der USA.
Zusammen mit den Dené (Navajo) sind die Chiricahua, Jicarillo, Lipan, Mescalero und Mimbreno die südlichsten Vertreter der Athapaskensprachfamilie.
Mount Graham
Bis zur ersten Reservatsinternierung Ende des 19. Jahrhunderts lebten die Apachen in kleinen Familienverbänden ein halbnomadisches Leben. Die Männer jagten Klein- und Großwild und die Frauen sammelten Nüsse, Obst und Gemüse. Kleine Mais- und Bohnengärten wurden gemeinschaftlich angelegt. Insgesamt nutzten die Apachen über 500 verschiedene Pflanzen- und Tierarten.
Wie für andere indigene Völker Amerikas war für die Apachen der Schöpfer kein konkreter und allmächtiger Gott, sondern ein im Alltag integrierter Begriff; die Welt um sie herum war vom göttlichen Geist beseelt. Auch heute noch sind die wichtigsten Mittler zwischen dem Schöpferwesen und den Menschen die ‚Ga´an‘, die Berggeister der vier heiligen Berge ihres traditionellen Lebensraums.
Die Apachen traten mit den Europäern ab der Mitte des 16. Jahrhunderts in Kontakt. Als die USA den gesamten nordamerikanischen Südwesten 1836 von Mexiko erwarben, wurde die Ausrottung der Apachen zu einem vordringlichen Anliegen, um die neuen Gebiete für die Besiedelung frei und sicher zu machen.
Es folgte der langwierigste und teuerste Feldzug der USA gegen die indianische Bevölkerung. Der letzte Guerillaführer, der Medizinmann Geronimo, kapitulierte erst 1886. Bevor er seine Waffen niederlegte, hatte er die Ga´an auf Dzil Nchaa Si An (Mount Graham) ein letztes Mal besucht, um ihren Rat einzuholen.
Bereits 1871 wurde das San Carlos Reservat im Südosten Arizonas eingerichtet. Ein Mitstreiter Geronimos, Häuptling Cassadore, reiste zu dieser Zeit nach Washington D. C., um sich bei Präsident Grant für die Einbeziehung des heiligen Bergs Dzil Nchaa Si An in das Reservatsgebiet einzusetzen. Dies konnte zwar zunächst erreicht werden, wenige Jahre später jedoch wurde der Berg auf Betreiben der ersten Siedler ohne Wissen der Apachen im Zuge einer ersten Verkleinerung des Reservats wieder ausgeklammert.
Heute leben ca. 80 000 Apachen zum größten Teil in fünf Reservaten in Arizona, New Mexico und Oklahoma.
Heiliger Berg – Heiliges Ökosystem
Mount Graham, der in der Athapaskensprache ‚Dzil Nchaa Si An‘ – ‚Großer Sitzender Berg‘ genannt wird, ist der heilige Berg der Apachen und stellt zudem ein einzigartiges Ökosystem dar.
Die mündlichen Überlieferungen bezeugen die zentrale Stellung dieses Berges für die Apachen. Es war hier, wo die Vorfahren der heutigen Apachen die ’32 Lieder des Lebens‘ vom Schöpfer empfingen. Sie wurden von den Ga´an, den spirituellen Hütern des Großen Sitzenden Berges, überbracht. Auch heute noch ist dieser heilige Ort von unverminderter Bedeutung für die Ausbildung von Medizinleuten und spirituellen Führungspersönlichkeiten.
Der Berg birgt ein einzigartiges und intaktes Ökosystem. Mit 3 270 m ist Mount Graham die höchste Erhebung der Pinaleno Gebirgskette im Südosten Arizonas. Von der Sonora-Wüste, die den Berg umgibt, bis zum 615 ha großen borealen Nadelwaldökosystem in der Gipfelregion – boreale Wälder kommen sonst erst viel weiter im Norden vor – sind hier auf kleinem Raum insgesamt fünf der sieben Vegetations- und Klimazonen Nordamerikas vertreten. Das uralte, bisher unberührte Waldökosystem am Gipfel stellt den Lebensraum für 18 einzigartige Pflanzen- und Tierarten dar, die sich seit dem letzten Gletscherrückzug auf dieser isolierten ‚Insel‘ entwickelt haben. Neben Schwarzbären, Berglöwen, Eulen, Falken und Habichten hat hier die bedrohte Apachenforelle und das gefährdete Mount Graham-Rothörnchen überlebt.
Mount Graham ist daher eine ungewöhnliche Berginsel, ökologisch vergleichbar mit den Galapagos Inseln, allerdings von Wüste statt von Ozean umgeben. Es erscheint wie Spott, dass gerade dieser Ort von der Universität von Arizona (UA) in Tucson ausgewählt wurde, um der Wissenschaft zu dienen.
Die Chronologie einer angehenden Eroberung
Schon vor Baubeginn des Mount Graham International Observatoriumkomplexes (MGIO) wurde 1988 von der UA die Aussetzung aller zutreffenden Umwelt- und Kulturschutzgesetze erwirkt.
Ein sogenannter ‚Rider‘, eine Zusatzklausel zu einem vom Kongress beschlossenen Gesetz, setzte etwa das Gesetz zum Schutz der indianischen Religionsfreiheit, das Bundesumweltschutzgesetz, das Bundesforstgesetz sowie das Bundesgesetz zum Schutz bedrohter Tierarten außer Kraft. Die Universität hatte dieses Zusatzklausel initiiert, es jedoch in ihrer Eile verabsäumt, genau zu recherchieren.
Erst nachdem fünf Jahre später die entsprechenden Lagestudien für den Teleskopbau abgeschlossen waren, wurde erkannt, dass sie den schlechtest möglichen Standort in Arizona gewählt hatte.
Die Universität unternahm in der Folge den Versuch, eine weitere Ausnahmeregelung für das Large Binocular Teleskop (LBT), dem größten und teuersten der geplanten sieben Teleskope, westlich außerhalb der jetzt gesetzlich spezifizierten Lage der Teleskopgruppe zu erreichen. Dies schlug jedoch fehl.
Die universitätseigenen Studien beschreiben beide Standorte als ‚inakzeptabel‘ wegen ihres dichten Bewuchses, ungünstiger Topographie und der beschränkten Anzahl von ‚Sichtnächten‘.
Ende 1993 wurde auf dem neuen Standort heimlich und illegal mit der Rodung des Waldes begonnen. Alarmiert durch die Apache Survival Coalition (ASC) wurde eine sofortige Einstellung der Arbeiten vom Bundesgerichtshof in San Francisco verhängt, um weitere Untersuchungen durchzuführen.
Die ASC, unter dem Vorsitz ihrer Gründerin Ola Cassadore Davis und ihrem Gatten Mike Davis, wurde 1990 in einer einstimmigen Stammesratsresolution der San Carlos Apachen offiziell ermächtigt, den Stamm in Sachen Mount Graham nach außen zu vertreten. Ola Cassadore Davis, eine respektierte Stammesälteste, ist eine Urenkelin des historischen Häuptlings Cassadore.
In den zehn Jahren der Projektplanung wurden die San Carlos Apachen nie kontaktiert oder befragt, obwohl alle Beamten der für Wald und Wild zuständigen Behörde nach eigenen Aussagen vor Gericht wussten, dass Mount Graham Kristallisationspunkt für die Kultur und Religion der Apachen ist.
Der Stammesrat verabschiedete unzählige Dokumente, die den Widerstand gegen das MGIO-Projekt öffentlich machten, bevor 1989 der erste Baum gefällt wurde.
Danach (1990, 1991, 1993 und 1995) wurden vier weitere und einstimmige Resolutionen verabschiedet, die den andauernden Widerstand zum Ausdruck brachten. Darüber hinaus unterschrieben 1992 nicht weniger als 15 spirituelle Führer der San Carlos Apachen eine Petition gegen das Teleskopprojekt.
Forschung um jeden Preis?
Seit Baubeginn des MGIO sind mehr als 25 amerikanische Partner vom Projekt abgesprungen – aufgrund umfangreicher eigener Studien, wegen Finanzierungsproblemen und nicht zuletzt auch wegen der anhaltenden Proteste der Apachen. Das Max-Planck-Institut (Bonn), das Arcetri Observatorium (Florenz) und der Vatikan sind die einzigen verbleibenden Partner und betreiben zwei bereits fertiggestellte Teleskope. Seit 1997 beteiligt sich nun wieder die Ohio State University (OU) in Columbus (Ohio) am LBT.
1994 erfolgte ein von den Apachen langersehnter Durchbruch im Zusammenhang mit der Erhaltung von Dzil Nchaa Si An. Die im Jahre 1993 angeordneten Untersuchungen ergaben für den Bundesrichter genug Unregelmäßigkeiten bei der Ausnahmeerteilung, um einen Baustop für weitere Umweltstudien anzuordnen. Der Richter wies ebenfalls an, dass eine Fortsetzung des Baues nur mit bindenden Konsultierungen der spirituellen Führer der San Carlos Apachen möglich sei.
Im selben Jahr kam es zu einem ‚Gipfeltreffen‘ zwischen Präsident Clinton und Vertretern der in den USA anerkannten Stämme im Weißen Haus. Dies erschien zunächst als sehr ermutigend. Clinton versprach während dieses Treffens, die Kulturen und Religionen der indigenen Bevölkerung schützen zu wollen. Den San Carlos Apachen sagte Clinton überdies zu, dass er gegen jedes Gesetz, das eine weitere Entweihung des Mount Graham zu Folge hätte, sein Veto einlegen würde.
Die UA bemühte sich alsbald wieder um eine Aussetzung aller betreffenden Gesetze, um das LBT bauen zu können. 1995 versuchte die Universität erneut, Zusatzklauseln im US-Kongress durchzubringen, die aber allesamt tatsächlich am Veto Clintons scheiterten. Erst im Präsidentenwahljahr 1996 gelang es, den einzeiligen sogenannten ‚Mount Graham Rider‘ durchzusetzen. Diese Klausel befreite die UA abermals von allen betreffenden gesetzlichen Bestimmungen. Weiters wurde auch die illegale Schlägerung von 1993 am Alternativstandort legalisiert und somit die Errichtung des LBT trotz der gerichtlichen Verfügungen von 1994 erlaubt.
Die Apachen reagierten auf diese Entwicklung mit großer Enttäuschung und Bitterkeit. Bei einem öffentlichen Forum an der UA im Juli 1996 sprach Ola Cassadore Davis voller Empörung: ‚Wir sind schockiert. Es wird Zeit, die Rechte aller Amerikaner anzuerkennen und uns Apachen zu respektieren. Viele von uns sind in den beiden Weltkriegen für Amerika gestorben; ein Apache war der erste Gefallene bei der Operation Desert Storm. Wir haben uns das Recht verdient, auch wie alle Amerikaner angehört zu werden. Durch eure Lügen erreicht ihr und Präsident Clinton, was Generationen des Tötens und gewaltsamer Vertreibung nicht zustande brachten: Ihr begrabt die Apachen für immer. Aber ich sage euch, wir werden uns wehren. Der Kampf um Dzil Nchaa Si An ist noch nicht vorbei!
Von der Macht der Wirtschaft und der Eichhörnchen
Eine Reihe von wissenschaftlichen Studien bestätigten erneut, dass der Standort des LBT ungünstig gewählt ist. Am Mount Graham kommen erwiesenermaßen viele eingeschränkte Sichtnächte
vor, und zwar aufgrund des Niederschlagsreichtums und der natürlichen Lufttrübung durch Waldpartikel. Darüber hinaus haben die schlechte Qualität der montierten Spiegel und die daraus resultierenden Reparaturarbeiten die veranschlagten Gesamtkosten deutlich in die Höhe getrieben.
Nicht zuletzt hat auch ein Veto Präsident Clintons im November 1997 gegen eine $10 Millionen Finanzierung des LBT aus Steuergeldern die verzweifelte finanzielle Lage der UA noch verschärft.
Eine neuerliche Wende zeigte sich im Dezember 1997. Biologen im Auftrag der Bundesregierung stellten fest, dass der von der UA geschätzte Bestand an bedrohten Mount Graham-Rothörnchen möglicherweise zu hoch angesetzt worden war – ein Irrtum, der den weiteren Ausbau des MGIO-Projektes verhindern könnte.
Das Bundesgesetz von 1988, das es der UA erlaubt hatte, Umwelt- und Kulturschutzgesetze zu umgehen, verlangt jedoch auch, dass nach zehn Jahren der Eichhörnchenbestand neuerlich überprüft wird. Sollte der Bestand Schaden erlitten haben, könnte dies die Errichtung weiterer vier geplanter Teleskope verhindern; aus Rentabilitätsgründen werden aber mindestens sieben Teleskope benötigt.
Mittlerweile wurde von der für Wildtiere zuständigen US-Bundesbehörde bekannt, dass die von der UA angeführte Populationsdichte von ca. 300 Rothörnchen nicht bestätigt werden konnte.
In einer unabhängigen Erklärung hielt der Beratungsstab für Kulturschutz von Präsident Clinton fest, dass das gesamte MGIO-Projekt im Widerspruch zu allen Bundeskulturschutzgesetzen steht, da es die Kultur und Religion der Apachen im höchsten Grad gefährdet.
Internationaler Dialog und amerikanische Ignoranz
Im Februar 1998 fand ein Treffen zwischen dem Sonderberichterstatter der UNO-Menschenrechtskommission für religiöse Intoleranz, Abdelfattah Amor, und den Ältesten sowie anderen Führungspersönlichkeiten der San Carlos Apachen anlässlich einer Fact-Finding-Mission in Nordamerika statt. In der Folge verlangte Herr Amor in seinem Bericht vom März 1999 an die Menschenrechtskommission nach einem besseren Schutz für Mount Graham.
Im Mai 1998 gaben zudem über 80 italienische Parlamentsabgeordnete in einer Pressekonferenz eine neue Gesetzesinitiative bekannt, mit der die Beteiligung Italiens an einem Teleskopprojekt verhindert werden sollte, das den heiligen Berg der Apachen entweihen würde. Die Apachen hoffen auf eine Signalwirkung dieser Initiative in Richtung Vatikan.
Im März 1999 schickte der neugewählte Stammesrat der San Carlos Apachen Briefe an den italienischen Präsidenten Scalfaro und den deutschen Bundeskanzler Schröder. Darin wurden beide Staatsmänner aufgefordert, die Kultur der Apachen zu respektieren und jede weitere Finanzierung des Teleskopprojektes zu unterbinden.
Einen Monat später veröffentlichte der Vize-Stammesratsvorsitzende, Velasquez Sneezy, einen ‚Offenen Brief an die Führer der freien Welt‘, in dem er neben Scalfaro und Schröder insbesondere auch Papst Johannes Paul II ersucht, die Religion und Traditionen der Apachen anzuerkennen und von einer weiteren Beteiligung am MGIO abzusehen.
In Anerkennung für ihre engagierte Arbeit für Mount Graham wurde Ola Cassadore Davis im April 1999 der angesehene ‚Preservation Award‘ im Speisesaal des Weißen Hauses in Washington D.C. verliehen. Im Anschluss daran reiste sie nach Genf, um in einer Rede vor der 55. Versammlung der UNO-Menschenrechtskommission für eine vollständige Untersuchung des MGIO-Projektes im Zusammenhang mit religiöser Intoleranz zu plädieren. Gleichzeitig und abgestimmt mit Ola Cassadore Davis bereiste Wendsler Nosie Sr., Vertreter der ‚Apaches for Cultural Preservation‘, Deutschland und Italien, um bei Treffen mit Unterstützern, Presse und Politikern größeres Verständnis für das Anliegen der Apachen zu erreichen.
Der letzte Schritt der UA zur Festigung ihrer Position im Mount Graham-Projekt wurde mit der Errichtung einer $12 Millionen Starkstromleitung getan, um die teuren Dieselaggregate abzulösen. Lapidar kommentierte die UA dazu, dass Strom viel umweltfreundlicher sei als Diesel. 2001 wurde eine Klage der ASC sowie 7 weiterer Indianer- und Umweltgruppen vom US-Bundesgericht zurückgewiesen und die Errichtung der 37 km langen Starkstromleitung freigegeben.
Juni 2002 zeigten die andauernden Bemühungen zum Schutz von Dzil Nchaa Si An einen wesentlichen Erfolg, als das Max-Planck-Institut (Bonn) sich entschied, ihren Vertrag mit der UA nicht mehr zu erneuern und sich aus dem MGIO-Projekt zurückzuziehen. Als Gründe dafür wurden erhöhter Wolkenverhang und hohe Luftfeuchtigkeit genannt, die die Effizienz des LBT übermäßig beeinträchtigten.
Nur wenige Monate später konnte die UA trotz heftigen Protesten der Apachen die Universität von Minnesota (UM) für eine Beteiligung an das LBT ab Oktober 2002 gewinnen. Zynisch kommentierte ein Sprecher des UM-Vorstands, dass diese Entscheidung als eine des „guten Willens“ gegenüber den Apachen gewertet werden sollte, um gemeinsam eine bessere kulturelle Zusammenarbeit zur gerechten Nützung des Bergs zu finden.
Seit den letzten Situationen um das MGIO-Projekt ab 2001 ist es endlich zu einer Pattstellung gekommen, die die UA und ihre PartnerInnen vor allem dazu genutzt hat, um weitere PartnerInnen anzuwerben und um so den Weiterbau des LBTs zu gewährleisten. Alle fünf Apache-Regierungen, sowie nahezu alle Menschenrechts- und Umweltschutzorganisation in Nordamerika und Europa haben sich durch Resolutionen und Petitionen gegen das MGIO-Projekt gestellt. Der Stammesrat der San Carlos Apachen hat mittlerweile über 35 Protestschreiben an die US-Regierung übermittelt; die spirituellen Führer der Apachen haben sich in einer gemeinsamen Petition gegen die Entweihung von Dzil Nchaa Si An ausgesprochen. Es sind um die 40 verschiedene Gerichtsverfahren geführt worden. Acht dieser Klagen sind bis zu einem Bundesgericht gebracht worden.
Es stellt sich die Frage, warum trotz massiven internationalen Widerständen und jeder ethischen Vernunft das MGIO offensichtlich um jeden Preis realisiert werden musste? Der UA und den ProjektpartnerInnen geht es schon lange nicht mehr um die Qualität von Wissenschaft, sondern einzig und allein um Macht, Ansehen und Geld.
Stammesältere der Apachen protestieren gegen das Teleskop auf Mount Graham
Aufgrund verschiedener Medienberichte der letzten Jahre, vor allem verschiedener Artikel zu Militärverbindungen des MGIOs, wie es das Independent Media Center berichtet, ist es unüberschaubar geworden, dass sich die UA für das MGIO schon lange an Militär- und Regierungsinteressen gewandt hat, um ihr Teleskopprojekt durchzusetzen. Hier geht es der US-Luftwaffe hauptsächlich um Forschungen an einer neuen Optiktechnologie, die die Wirksamkeit des StarWars-Verteidigungssystem wesentlich komplimentieren soll.
Schließlich wurde am 16. Oktober 2004 das Large Binocular Teleskop eingeweiht. Es ist weltweit das größte optische Teleskop und seine Leistungsfähigkeit entspricht der zehnfachen Schärfe des Hubble Teleskops und es kann daher 2,5 Millionen Kilometer in den Weltall blicken. Das LBT wird voraussichtlich das größte Einzelteleskop der Welt für lediglich 10 bis 15 Jahren sein, da es eigentlich nur ein Übergangsinstrument zu den Großteleskope der nächsten Generation ist.
„Es ist für jeden ein trauriger Tag, der meinen würde, dass die Universität von Arizona Ethik, Biologie, Kulturschutz und Religionsfreiheit ernstzunehmende Anliegen wären,“ sagte Dr. Robin Silver, Vorsitzender des Center for Biological Diversity, in einer Stellungnahme dazu. Ebenfalls kommentierte Wendsler Nosie, Sr. „Es ist ironisch, da Mount Graham die Verbindung zwischen der spirituellen Welt und der Welt von heute ist.“
Das MGIO-Projekt und vor allem der größte Teleskop LBT ist ein Gemeinschaftsprojekt zwischen den USA, Deutschland und Italien; der Vatikan ist der Hauptbetreiber eines der zwei anderen Teleskope dieses Projektes, des Multiple Mirror Teleskops. Die Anteile der verschiedenen PartnerInnen verteilt sich 50 zu 50 zwischen den amerikanischen und den europäischen PartnerInnen. Die amerikanischen PartnerInnen sind die Universität von Arizona, die Ohio State University, und das Research Corporation, die die Universitäten von Minnesota, Virginia und Notre Dame repräsentiert. Die italienischen Anteile hält das Konsortium INAF, dem landesweit 13 Observatorien angehören, wie auch das Arcetri Observatorium in Florenz. Der deutsche Anteil entfällt auf die Max-Planck-Institute für Astronomie in Heidelberg, für Extraterrestrische Physik in Garching, und dem Institut für Radioastronomie in Bonn. Außerdem sind das Astrophysikalisches Institut in Potsdam und die Landessternwarte von Heidelberg am LBT beteiligt.
Weitere Informationen und Bilder:
http://www.mountgraham.org (Englisch)