April 12, 2023

Menschen sind wie Bäume, Indigenes Wissen – ein Weg aus der Krise – Buchbesprechung

Neuauflage des Klassikers über Volk und Weisheiten der Hopi, Mohawk und Sioux

Die älteren UnterstützerInnen Indigener Völker erinnern sich gut an das Buch über die Hopi-Weisheiten: «Unser Ende ist euer Untergang». Die Botschaft der Hopi von Alexander Buschenreiter in deutscher Sprache war in den frühen 1990er Jahren ein Renner – ein Klassiker der frühen Ökologie und der Überzeugung, dass die Indigenen, die noch mit der Erde verbunden sind, das Wissen besitzen, wie auf dieser Welt gelebt werden muss, um eine nachhaltige Zukunft für die gesamte Menschheit zu ermöglichen. 

Das Wissen um die Zusammenhänge von Natur und Mensch hat den Autor seit jeher interessiert. Da sind die Indigenen Völker die richtige Adresse, um darüber zu lernen.

Der 1945 geborene Wiener Autor und Publizist Alexander Buschenreiter reiste 1981 erstmals in die Vereinigten Staaten, um die HopiNavajo und Mohawk in den USA kennen zu lernen.

Auch die Tulalip-Elder Janet McCloud (1934-2003) im Bundesstaat Washington besuchte er in ihrem Sapa Dawn Center in Yelm zur Förderung indigener Kultur inmitten einer weißen Welt.

Mehrere Unterstützungsorganisationen Indigener Völker – wie Incomindios in Zürich – unterstützten jahrelang dieses Gemeinschaftsprojekt indigener Reservate an der Westküste von Washington und Oregon und finanzierten z.B. einen Basketballplatz, damit die Jugendlichen sich nicht in die grassierenden Bandenkriege verwickeln ließen, die damals die städtischen Gebiete rund um die Reservate heimsuchten.

Auf dem Weg zu Alexander Buschenreiter ins Salzkammergut, war Janet McCloud – öfters unterwegs mit dem letzten Hopi-Dolmetscher Thomas Banyacya Sr. (1909-1999) – ein gerngesehener Gast auch in Deutschland und in der Schweiz. So nahmen sie u.a. 1990 am jährlichen Treffen der Unterstützergruppen nordamerikanischer Indigenen Völker (Euromeeting) teil, das von der Aktionsgruppe Indianer & Menschenrechte (AGIM) mit großem Aufwand in Gelbenholzen bei München organisiert wurde.

Janet McCloud war ein «indigener Medienstar» der Frühzeit, war sie doch selbst in den Tagesschauen deutscher und Schweizer Fernsehkanäle zu sehen, wie sie sich mit Körpereinsatz erfolgreich für die Fischereirechte der Indigenen einsetzte. Die Freundschaft und Unterstützung der beiden Elders verband AGIM, Incomindios und weitere Organisationen mit dem Arbeitskreis Indianer Nordamerikas (AKIN), der aus der von Alexander Buschenreiter 1981 mitbegründeten „Arbeitsgruppe Indianer heute“ entstand. 

Im Buch werden in einer geschickten historischen Aufarbeitung zeitlos gültige und erstaunlich aktuelle Ausführungen der Elders aus den 1980er und 1990er Jahren in den Zusammenhang der immer schiefer werdenden Weltlage gestellt.

Die konkreten Anregungen, wie wir Frieden finden müssen, um überleben zu können, sind noch heute aktuell. Nicht ohne Grund gelten Wissen und Spiritualität der Indigenen Völker als richtungsweisend für das Überleben der gesamten Menschheit.

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Und nun also eine erweiterte Neuauflage des Buches „Spuren des Großen Geistes, Indianische Weisheit der Gegenwart“. Neben den zunehmenden Pandemien und den sich ausweitenden Naturkatastrophen, die auf die globale Klimaproblematik hindeutet, sieht der Autor auch einen zunehmenden Wertezerfall in den westlichen Gesellschaften – für ihn bestätigen sich damit die Warnungen der indigenen Elders wie Janet McCloud und Thomas Banyacya Sr., die heute so aktuell wie 1993 sind, als das Buch erstmals erschien. Hier darf nicht vergessen werden, dass auch viele indigene Gemeinschaften einem Wertezerfall unterliegen und wie alle Gesellschaften Lösungswege aus der Krise benötigen. Und sie geben uns konkrete Anregungen, wie wir wieder Frieden mit der Erde finden und alte Wunden heilen können. 

Leider entsteht der fälschliche Eindruck, dass es die Hopi waren, die im Dezember 1992 nach intensiven Vorarbeiten erreichten, „die Tore der UNO zu öffnen“ (S. 225), und dass es den Indigenen Völkern ansonsten verwehrt geblieben sei, in der Völkergemeinschaft ihre Rechte zu vertreten. Es ging hier aber rein um die Bemühungen der Hopi, die in ihrer Prophezeiung das „Haus aus Glas“ sahen, in der es ihre Aufgabe sei, mit fünf spirituellen Führern der Vier Richtungen zu sprechen und die Welt vor dem drohenden Abgrund zu warnen. Das gelang ihnen auch. Aber: Indigene VertreterInnen aus Nord-, Mittel- und Südamerika verschafften sich bereits 1971 und 1974 Zugang zur UNO (in Genf) – u.a. dank der an der UNO akkreditierten internationalen Frauenorganisation WILPF – und setzten 1977 und 1981 erste wichtige Konferenzen durch, an denen sie ihre Anliegen vorbrachten. Die Arbeit der Indigenen Völker geht bis zum heutigen Tag weiter. Und leider wird das World Uranium Hearing, das 1992 in Salzburg mit einer großen Anzahl von Indigenen stattfand, nur in einem Satz erwähnt. Thomas Banyacya Sr. gehörte mit Rex Tilousi (Havasupai), Floyd Westermann (Dakota) und anderen Indigenen damals zur wichtigen Gruppe der Elders und spirituellen Führungspersönlichkeiten, die das Hearing geprägt haben.

Diese beiden kleinen Kritikpunkte werden aufgewogen durch die Erweiterung der Neuauflage: Die Zitate der Indigenen, die Rede von Tom Porter, der erklärt, warum er 2021 nochmals nach Europa gekommen ist, sowie der Bericht über das Webinar mit Oren Lyons (Onondaga) und Thomas Banyacya Jr. sind erhellend. Zum Native American Heritage Month 2021 waren Lyons und Banyacya Jr. die Hauptredner zum Thema „Indigene Lehren für die Welt: Traditionelle Perspektiven zur Covid-19-Pandemie und zum Klimawandel“. Sie entwickelten in ihren Reden eine umfassende Analyse der Situation und sprachen über die Bedeutung der Verbindung der metaphysischen und physischen Welt sowie über die Verantwortung, die wir alle für den Schutz dieses Planeten tragen. Letzten Endes geht es um eine Veränderung der Werte, um zu überleben – hüben wie drüben.

Gelesen von Helena Nyberg, Human Rights Expert, Incomindios


Alexander Buschenreiter: Menschen sind wie Bäume. Indigenes Wissen – Ein Weg aus der Krise. Erweiterte Neuauflage ergänzt durch ein Interview mit Tom Porter (Mohawk) 2019 und weiteren Texten 2021. Taschenbuch, 296 Seiten, illustriert; www.authalverlag.com

BUCHPRÄSENTATION

MENSCHEN SIND WIE BÄUME

INDIGENES WISSEN, EIN WEG AUS DER KRISE

von Alexander Buschenreiter

WANN?

Samstag, 13. Mai 2023, 19:30 Uhr

WO?

in der Artlounge des Café Korb, Brandstätte, 1010 Wien

Alexander Buschenreiter lädt Sie zur Präsentation seiner aktuellen Neuerscheinung ein.

MENSCHEN SIND WIE BÄUME vermittelt ohne Klischees zeitlos gültige und erstaunlich aktuelle Aussagen angesehener indigener Elders aus Nordamerika.

Ihre Ausführungen vermitteln Lösungswege und geben uns konkrete Anregungen, wie wir wieder Frieden mit der Erde finden und alte Wunden heilen können.

Um Anmeldung wird gebeten unter office@authalverlag.at